Das Glück in vollen Zügen


Allgemeine Angaben

Autor: Lisa Kirsch

Verlag: S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main

Seitenanzahl: 380

Veröffentlichung: 2020 

ISBN: 978-3-596-70029-5


Autor

Lisa Kirsch ist das Pseudonym der Autorin Mina Gold, geboren 1987. Sie hat europäische Literatur studiert und einen Master mit Schwerpunkt amerikanisch-indianischer Literatur. Sie arbeitet als freiberufliche Lektorin und Korrekturleserin. 

Unter ihrem Namen Mina Gold hat sie bis jetzt zwei Bücher aus ihrer Reihe Die Inselblumen-Reihe veröffentlicht. Unter ihrem Pseudonym Lisa Kirsch ist dies hier ihr Erstlingswerk. Das nächste Buch erscheint im Februar 2022.

Mina Gold (@mina__gold) • Instagram-Fotos und -Videos

 

Klappentext

Nächster Halt: Liebe!

 

Marie liebt ihr Leben im kleinen Bauwagen am Ammersee. Aber ihren Traumjob in München würde sie nie aufgeben. Deshalb pendelt sie zwischen Land und Stadt. Alles kein Problem, wenn da nicht die ständigen Bahn-Verspätungen und die Marotten ihrer Mitreisenden wären. Besonders der Benzin-Neandertaler, der immer lautstark mit seinen BMW-Kollegen telefoniert, geht ihr auf den Senkel. Schade, denn er sieht verdammt gut aus.

Der angebliche Benzin-Neandertaler heißt Johannes und findet Marie eigentlich ganz süß, traut sich aber nicht, sie anzusprechen. Wie hat man das nur vor Tinder gemacht? Dann ist Marie eines Tages nicht mehr im Zug, und Johannes merkt: Er muss sie unbedingt wiedersehen. Aber wie?

 

Dieser locker-leichte Liebesroman ist der perfekte Tagtraum für sonnige Lesestunden.

 

 

Der erste Satz

Ich lief über die Wiese, nahm auf dem Holzsteg Anlauf und sprang kopfüber in den Ammersee.

 

Meine Gedanken zu dem Buch

Ich und ein Liebesroman? Ja. Ein Liebesroman auf dieser Seite? Ja.

Warum?

Gute Frage. Erkläre ich gerne. Dafür hole ich etwas aus, was die, die regelmäßig meine Rezensionen lesen nicht wundern wird. ;-)

Zunächst einmal muss ich etwas klarstellen. Ich habe nichts gegen Liebesromane. Ich finde sie haben die gleiche Existenzberechtigung wie jedes andere Genre auch. Und hey, sie machen Menschen glücklich. Wie schlecht können die also sein? Und für jeden, der noch nicht überzeugt ist, den möchte ich daran erinnern, dass auch Männer, die als Genies ihres Fachs gelten Werke wie "Romeo und Julia" und "Kabale und Liebe" kreiert haben. Sorry Leute, aber ich sehe da keinen Unterschied. Stopp, doch tue ich. Ein zeitgenössischer Liebesroman ist leichter zu lesen.

Ich finde bei diesem Genre zählt, wie bei allen Anderen für mich die gleiche Sache: Qualität. Dazu gehören für mich Originalität, Schreibstil, Authentizität und vieles mehr. Und da sind wir schon beim Problem. Ich finde die meisten Liebesromane scheiße, weil es genau daran meiner Meinung nach mangelt. Da mache ich auch nicht vor meinem Helden Shakespeare halt. Er hat tolle Werke über die Liebe geschrieben, aber "Romeo und Julia" gehört für mich nicht dazu - zu viel Drama, zu viele Teenagerhormone, aber wie ich zugeben muss einige wunderschöne Sätze. Aber sorry William, du hast Besseres produziert - meiner unmaßgeblichen Meinung nach.

 

Jetzt aber genug über Liebesromane schwadroniert, der Ausflug ist vorbei.

Ich hoffe nach dieser Vorrede ist auch dem Letzten klar, dass ich diesen Roman vorstelle, weil er anders ist.

Warum?

Nun wegen vieler Kleinigkeiten und ich möchte hier einfach mal Einige nennen:

  • sympathische Charaktere - dreidimensional, mit Macken, keine glattgebügelten Träume
  • Lokalkolorit anstatt Sehnsuchtsorte
  • mehr Alltag als schwülstige Gefühlsduseleien
  • interessante Nebenfiguren
  • man kann auch mal herzlich lachen
  • toller, leicht zu lesender Schreibstil, der trotzdem nicht die Beherrschung der Sprache vermissen lässt

Faszinierend fand ich ganz besonders bei diesem Roman, dass es viel um das Suchen und Finden der Liebe geht und nicht um das Umeinanderkreisen. Oft ist es doch so, dass die beiden Protagonisten sich treffen, es macht Peng und dann geht es direkt los. Klar es gibt Probleme, entweder Echte oder doch recht Konstruierte, aber nichts, was man nicht überwinden kann. Oh und wie es natürlich zeitgemäß ist Sex, regelmäßig, welterschütternd und so perfekt, dass klar ist: das ist ER/SIE! 

Wie man anhand von gutem Sex erkennen kann, dass man seinen Seelenverwandten gefunden hat wird sich mir wohl nie erschließen. Ich hatte auch schon tollen Sex ohne Seelenverwandtschaft. *lach

Aber vermutlich verstehe ich es nur nicht, weil mir diese epische Begegnung im Leben bisher vorenthalten wurde. ;-)

 

Worauf es ankommt ist auf jeden Fall, dass Lisa Kirsch oder Mina Gold, wie man es halten möchte, hier etwas richtig Schönes geschaffen hat. Danke dafür. :-)

Ich kann mir durchaus vorstellen noch mehr von ihr zu lesen - ist mir in diesem Bereich bisher nur äußerst selten passiert.

 

Wer also auf der Suche nach einer modernen Liebesgeschichte ist mit einer sympathischen Heldin, die nicht rüberkommt wie eine 50er-Jahre-Version einer Frau und einem Mann, der wegen tausend Kleinigkeiten Traummannpotential hat und nicht weil er Milliardär ist und aussieht wie ein Topmodel, der ist hier richtig.

 

Und zum Schluss noch eine Anmerkung für den Fischer Verlag:

War es bei einem tollen Buch wie diesem wirklich notwendig den Klappentext so zu gestalten? 

Das Buch wirkt dadurch zwar irgendwie spannend, mysteriös, aber der Schuss ist, wie ich finde, nach hinten losgegangen. Der eigentliche Roman ist viel besser, als der Klappentext es vermuten lässt.

Irgendwie schade oder?

 

Mein Lieblingszitat

"Jo wollte weniger Fleisch essen (immer wenn er in letzter Zeit eine Scheibe Salami sah, hatte er seltsamerweise Greta Thunbergs vorwurfsvolles Gesicht vor Augen), und Henne machte ohnehin gerade Detox."

 

Fazit

erfrischend anders in diesem glattgebügelten Genre, Figuren in denen wir uns wiederfinden können

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