Allgemeine Angaben
Autor: Karen Shepard
Übersetzung: Inge Wehrmann
Verlag: Blanvalet
Seitenanzahl: 280
Veröffentlichung: 2002
ISBN: 3-442-35558-3
Titel der Originalausgabe: An Empire of Women
Veröffentlichung der Originalausgabe: 2000
Autor
Karen Shepard, sino-amerikanischer Herkunft, ist in New York aufgewachsen. Mittlerweile lebt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Massachusetts, wo sie am College als Lehrerin arbeitet. Ihre Kurzgeschichten wurden bereits in verschiedenen amerikanischen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. "Das Lied der Frauen" ist ihr erster Roman.
Klappentext
Schön, selbstbewusst, eigensinnig und unübersehbar exotisch - diese Beschreibung passt auf jede der drei Arneaux-Frauen, auch wenn sie verschiedener nicht sein könnten. Das zeigt sich wieder einmal, als die Grande Dame Celine ihre Tochter Cameron und deren Tochter Sumin zu einem Treffen auf dem kleinen Familienbesitz in Virginia bittet. Anlass ist eine geplante Retrospektive von Celines berühmtem fotografischen Werk: eine umstrittene Fotoserie, die ihre Tochter Cameron im Alter von einem Jahr, sechs und zwölf Jahren zeigt. Die Fotografien scheinen voller Geheimnisse - und haben alle einen unverkennbaren Hauch von Erotik. Damals galten sie als skandalös, heute, dreizehn Jahre später, gelten sie, zumindest in der Öffentlichkeit, als Kunstwerke. Nur Cameron sind die Bilder noch verhasst, erinnern diese sie doch an die Zeit, als Celines Liebe und Aufmerksamkeit ihr nur durch die Kamera gewährt war. Sumin, die sowohl zu ihrer Mutter als auch zu ihrer Großmutter ein schwieriges Verhältnis hat, wird von ihrem Freund begleitet, einem Journalisten, der für seine Zeitung einen Artikel über Celine schreiben soll. Während seiner Recherche zu der Fotoserie erzählen die Frauen von ihrem Leben, ihren Hoffnungen und Enttäuschungen - und längst vergessen geglaubte Gefühle und Bilder werden wieder lebendig. In diese aufgeladene Atmosphäre platzt überraschend die sechsjährige Alice, Tochter einer chinesischen Schulfreundin von Cameron: Ihre Mutter wurde nach China ausgewiesen. Alices Zukunft ist ungewiss und liegt in den Händen der drei Frauen. Als diese über das Schicksal von Alice entscheiden müssen, ändert sich auch ihr Lebend grundlegend, denn ein gut gehütetes Familiengeheimnis, das bis in das China zu Zeiten der Kulturrevolution zurückreicht, wird endlich offenbart...
Der erste Satz
Drei Frauen.
Meine Gedanken zu dem Buch
Das Buch hat mich unendlich traurig gemacht. Nicht wegen dem Inhalt, der mich in erster Linie sehr nachdenklich machte und nach wie vor macht.
Nein, traurig war ich, weil der Arbeit eines Autors so wenig Achtung entgegengebracht wurde.
Alleine der Klappentext strotzt schon vor inhaltlichen Fehlern, nicht anders ist es mit dem Buch selbst. Von den übersehenen Rechtschreibfehlern möchte ich erst gar nicht sprechen.
Hinten auf dem Buch findet man einen Kommentar der Publishers Weekly "Offen, herausfordernd, sinnlich - und dennoch mit wunderbar warmen Zwischentönen!". Ich hätte zwar andere Adjektive verwendet um dieses Buch zu beschreiben, aber eins steht fest, es birgt einen verborgenen Schatz, der durch die schlampige Arbeit im Verlag nicht gewürdigt wurde.
Nun aber genug geschimpft. Sprechen wir über den Inhalt.
Ich möchte dafür den ersten Satz des Buches aufgreifen. Drei Frauen.
Ja, man könnte den Eindruck bekommen dieses Buch handelt von drei Frauen, doch das ist nicht wahr. Dieses Buch handelt von vier Frauen. Warum? Lest das Buch. ;-) Viel wichtiger dabei ist noch: es sind Mütter und Töchter.
Irgendwo las ich mal etwas, das ging in ungefähr so "Die komplizierteste Beziehung im Leben einer Frau, die überlebensnotwendig ist, ihr am meisten geben, sie aber auch die meiste Arbeit kostet, ihr den tiefsten Schmerz verursacht, ist die Beziehung zu ihrer Mutter." Ich bin selbst eine Tochter und nichts beschreibt die Beziehung zu meiner Mutter so wie diese Aussage. Und noch tiefer geht dieses Buch.
Es ist ein Buch bestehend aus Verletzungen, falsch verstandenen Gesten des aufeinander Zugehens, Kränkungen aus der Kindheit, die man versucht zu überwinden und doch darin gefangen ist, weil die Mutter sich weigert den Schmerz ihres Kindes anzuerkennen. Selbstverständlich ist die Wunde nicht mit Absicht geschlagen worden und doch ist es passiert. Erfordert es eine Entschuldigung? Erfordert es Vergebung? Das Mindeste ist wohl die Anerkennung des Kummers. Doch nicht nur Mütter schlagen ihren Töchtern Wunden. Auch Töchter verstehen es trefflich ihre Mütter in ihren Grundfesten zu erschüttern und sie sprichwörtlich da zu treffen, wo es wehtut. Und auch Mütter sind Töchter, die einen Schmerz mit sich herumtragen - die Wunden ihrer Tochter-Mutter-Beziehung.
Was mir in dem Buch auffiel ist, wie stark der Druck sich in dieser Beziehung zwischen Müttern und Töchtern aufbauen kann, wenn der Vater als ausgleichendes Element fehlt. Die Männer spielen in diesem Buch nur eine Nebenrolle. Sie werden zu Statisten im Leben dieser eigenwilligen Frauen degradiert. Sie werden und wurden vielleicht mal geliebt - für eine Zeit. Sie schenkten die nächste Generation an Arneaux-Frauen.
Doch schlussendlich bleibt es bei der eingeschworenen Gruppe an Frauen, die sich in einem Netz von ungestillten Bedürfnissen und Schmerz befinden. Es unbedingt verlassen wollen und doch nicht können. Es erinnert etwas an Jean-Paul Sartres "Geschlossene Gesellschaft".
Ich habe keine Ahnung, ob dies in der Absicht der Autorin lag, aber sie hat mich nachdringlich dazu aufgefordert über die Beziehung zu meiner eigenen Mutter nachzudenken. Das Päckchen aus Kränkungen aus meiner Kindheit hervorzukramen und sie mir noch einmal anzusehen.
Das Buch ist bestimmt nicht preisverdächtig. Die Autorin macht es dem Leser mit ihrem Schreibstil nicht immer einfach. Des weiteren hat sie sehr viele Themen in die nicht einmal 300 Seiten dieses Buchs gepackt. All dies macht es weder leicht zu lesen, noch zur leichten Unterhaltungsliteratur.
Doch wer bereit ist den Kampf aufzunehmen findet vielleicht genauso wie ich diesen Seiten einen kleinen überraschenden Schatz.
Diesen kleinen Anstoß über die Beziehung zur eigenen Mutter nachzudenken und bereit zu sein zu vergeben. Und wer jetzt denkt es ist ein sogenanntes "Frauenbuch" - ich hasse dieses Wort - den möchte ich daran erinnern, dass auch die Beziehung von Vätern und Söhnen einiges an Sprengstoff bietet. ;-)
Fazit
lesenswert